Um Ihnen einen fundierten und spannenden Einblick in die Blockflöten-Materie zu ermöglichen, haben wir über Jahre eine Fülle von Bilder / Querschnitte / Informationen über physikalische Zusammenhänge und praxisbezogene Tipps spezifisch angefertigt und aufwändig zusammengetragen. Gerne präsentieren wir Ihnen hiermit unsere Arbeit die auf Jahrzehnte alten Erfahrungswerte beruht und wünschen Ihnen dabei viel Lesevergnügen.
Das Spiel auf der Blockflöte – solo wie auch begleitend – ist in jedem Alter gut zu erlernen. Die immens große Musikliteratur reicht vom einfachen Lied bis zur anspruchsvollen Kammermusik. Und das Angebot an Blockflöten ist reichhaltig. Denn nicht nur die Holzart ist von Bedeutung; Bauweise, Windkanalform, verschiedene Innenbohrungen, Gestaltung der Grifflöcher – sie alle tragen zur Klangfarbe und Dynamik des Instruments bei.
Hier machen wir einen Abstecher in den Bereich der Physik. Denn nur sie kann den interessanten Hintergrund beleuchten, wie in einer Blockflöte Töne entstehen.
Sie scheint ja ein ganz simples Instrument zu sein. Aber die Physik der Tonerzeugung in ihr ist alles andere als simpel; im Gegenteil überaus komplex und trotz langjähriger Forschung noch nicht in allen Einzelheiten verstanden. Es ist das Zusammenwirken von Luftströmen, Wirbeln und Druckwellen innerhalb des Instrumentes, das die komplexen Schwingungen entstehen lässt, die der Mensch als angenehmen Wohlklang wahrnimmt.
Vereinfacht sieht das so aus: Die Atemluft gelangt – durch den Windkanal gebündelt – auf den scharfen „Keil“ des Labiums und bricht sich dort. Dadurch beginnt die Luftsäule im Blockflötenrohr zu schwingen und erzeugt Schallwellen. Die Frequenz dieser Schwingung (und damit die Tonhöhe) wird durch die Resonanz mit dieser Luftsäule im Inneren des Instrumentes bestimmt. Die Bedienung der Tonlöcher verändert nun die Länge dieser schwingungsfähigen Luftsäule. Je mehr Grifflöcher geschlossen sind, desto tiefer ist der Ton. Wie gesagt, diese Erklärung ist stark vereinfacht. In Wirklichkeit ist alles viel verzwickter: Der Klang ist nämlich weitgehend das Resultat von chaotischen Effekten, die ähnlich unvorhersehbar sind wie die Kringel im Rauch von Zigaretten!
Bei Saiteninstrumenten ist die Situation viel einfacher: Man kann die Schwingungen der Saite sehen und auch mathematisch simulieren. Bis zur Mitte der Neunzigerjahre tappte man bei der Blockflöte ziemlich im Dunkeln. Erst dann wurde das akustische Verhalten erklärbarer. Forschern zweier Universitäten in Holland und Frankreich konnten mit speziellen Fotografien und Filmen zeigen, wie Schall und Klang entstehen und sich ausbreiten. So fand man auch heraus, dass das Rauschen mit der Klangstärke zunahm. Die kleinen Luftstrudel – gewissermaßen winzige Wirbelwinde – die sich an der scharfen Kante des Labiums bilden, haben eine große Bedeutung für den Ton. Sie sind es, die sich im Luftstrom ausbreiten und immer komplexer werden. Dabei vermindern sie die Stärke der Grundfrequenz (welche für den tiefsten Ton verantwortlich ist), bilden aber gleichzeitig höhere Schwingungen – die so genannten Obertöne – die für die Klangfülle des Instrumentes bedeutsam sind.
Die Tonerzeugung und dessen Qualität hängen somit von außergewöhnlich vielen Faktoren mit fast unzähligen Variationsmöglichkeiten ab. Dazu gehören die Form der Innenbohrung, ihr Verlauf, ihre Größe, die Beschaffenheit ihrer Oberfläche; Anordnung, Größe und Form der Tonlöcher; die Maße und Winkel des Labiums und seiner Fasen – um nur einige Aspekte zu streifen. Vieles ist noch unerklärt, manches aber hat die Forschung auch an den Tag gebracht; zum Beispiel: Je schärfer die Kante des Labiums ist, desto mehr Wirbel entstehen und desto reicher wird der Klang des Instrumentes.
Solche Erkenntnisse beleuchten, warum bereits kleinste Veränderungen der Maße in einem einzigen der verschiedenen Bereiche gravierende Auswirkungen auf Stimmung, Klang oder Ansprache eines Instrumentes haben können. Und lassen ahnen, dass die Entwicklung eines neuen Modells nicht nur eine Frage des Handwerks ist...
Wo immer Luft im Spiel ist, entstehen Geräusche. Neben den erwünschten, die wir als Töne bezeichnen, können auch Nebengeräusche entstehen, die unerwünscht sind.
Jede Blockflöte kann – je nach Blasdruck, Daumentechnik, Lippen-, Zahn- und Zungenstellung – dazu gebracht werden, dass sie rauscht. Dieses Rauschen entsteht somit nicht vom Instrument selbst, sondern durch die Spielweise des Spielers. Deshalb ist eine saubere Daumentechnik unabdingbar für eine klare Ansprache; ganz besonders in den Höhen. Auch auf die Gaumen- und Zungenposition muss geachtet werden, auf die Zahnstellung, sowie die Atemtechnik (die Art und Weise wie man bläst, ob kräftig oder sanft, mit vollen oder»schmalen« Backen, die Bauchtechnik); sie alle beeinflussen das Klangverhalten der einzelnen Töne und bestimmen mit, ob sie klar klingen, rauschen oder sogar »flattern«.
Die Blockflöte ist ein sensibles Musikinstrument das ihr Spektrum nur dann richtig entfaltet, wenn man in sie »hineinhört« und versucht herauszufinden, wie sie am schönsten klingt. Wer mit Geduld und Feingespür versucht, Ihre Stärken und Schwächen kennen zu lernen, wird immer wieder von neuen Erkenntnissen überrascht werden.
Professionelle SpielerInnen können sich auf verschiedene Blockflötentypen einstellen und den Ton weitgehend modellieren. Sie passen sich dem Instrument an und sind in der Lage, den Klang zu steuern – sowohl seine Klarheit wie auch sein Rauschen. Amateurspieler sind diesbezüglich oft überfordert. (Natürlich gibt es auch Berufsmusiker, die sich damit schwer tun, und im Gegenzug Laienspieler, welche die Besonderheiten eines Instrumentes rasch erfassen.)
Auch konstruktionsbedingte Gegebenheiten, die für das physikalische Verhalten der Luftströme im Innern der Blockflöte verantwortlich sind, bestimmen den Anteil des Rauschens. Grundkonzept, Konstruktion des Windkanals, Bauart und Lage des Blockes, Art und Größe des Labiums, Fasengeometrie, Aufschnitt und Windkanalstufe – sie alle führen zu veränderten Strömungs- und Schwingungsverhältnissen, die das Rauschen verstärken oder vermindern. Laute Flöten haben deshalb – konzeptionell bedingt – meist einen höheren Rauschanteil, leisere sind klarer.
Einen weiteren Einfluss auf den Klang besitzt die Raumakustik. In einer Kirche klingt selbst eine Blockflöte mit hohem Eigenrauschanteil relativ klar. Umgekehrt nimmt man in einem kleinen Raum mit Vorhängen und Teppich das Rauschen stärker wahr.
Rauschen wird oft als »schlecht« bewertet. Doch kann ein gewisser Rauschanteil – je nach Musikstil oder Melodie – durchaus willkommen und sogar charmant sein. Die HUBER-Jetzer Erdklangflöte besitzt einen hohen Rauschanteil, der zur Klangphilosophie dieses Instrumentes gehört und erwünscht ist. Umgekehrt weisen Barockblockflöten (und dessen Kopien) einen feinen, klaren Klang auf. Auch da ist es einmal mehr eine Frage des Geschmackes und der Trendentwicklung.
Und zu guter Letzt: Dann und wann kommt es vor, dass eine Blockflöte »von sich aus« unangenehm zu rauschen beginnt. Meistens führen Veränderungen im Inneren dazu (zum Beispiel ein aufgequollener Block, etc.). Ein solches Instrument ist ein »Patient« und sollte zur »Kur« zum Flötenbauer – in den meisten Fällen kann er die Veränderung beheben. (Ausnahmen sind gewöhnlich Beschädigungen des Labiums oder der Seitenwand, die durch zu wenig Sorgfalt oder Unachtsamkeit entstanden; in solchen Fällen kann meist nur noch das ganze Kopfteil ausgetauscht werden.)
Als Hersteller versuchen wir dem allgemeinen Trend nach einer höheren Grundstimmung bei Blockflöten gerecht zu werden. Unsere Instrumente weisen bei einer Raumtemperatur von 20 Grad Celsius und normaler Feuchtigkeit die Grundstimmung von 442 Hz auf.
Beim Überprüfen mit einem Stimmgerät ist die Stimmung einer Blockflöte von verschiedenen Faktoren abhängig; unter anderem vom Blasdruck, der Raumtemperatur, der Luftfeuchtigkeit, der Daumenöffnung... Mitentscheidend sind auch die Jahreszeiten – im Winter klingen Holzblockflöten generell tiefer als in den warmen Sommermonaten. Eine auf dem Stimmgerät angezeigte Abweichung von 5 Cent ist ein Bereich, der kaum hörbar ist. 1° Temperatur-Erhöhung bewirkt etwa 3 Cent Abweichung.
Bei 30C° Umgebungstemperatur erreicht eine Blockflöte, die bei 20C° auf 442 Hz (0 Cent) kalibriert ist, eine Grundstimmung von etwa 449,5 Hz (+29 Cent). Das gleiche Instrument erzielt bei einer Umgebungstemperatur von 10C° nur noch eine Grundstimmung von etwa 434,5 Hz (- 30,5 Cent).
Der Stimmton a' ist als einziger Richtwert zu wenig aussagekräftig. Beim Testen sollten immer verschiedene Töne / Oktaven / Intervalle miteinbezogen und verglichen werden. Physikalisch perfekt ausgeglichene Blockflöten gibt es nicht, da eine Vielzahl von technischen und menschlichen Faktoren die Stimmung beeinflussen.
Wie werden im Ensemblespiel die Instrumente aufeinander abgestimmt? Die Ausrichtung sollte nach dem tiefsten Instrument stattfinden. Die Korrektur der höheren Instrumente erfolgt durch leichtes Ausziehen des Griffteils (bei Sopran bis ca. 1 Millimeter / Alt bis ca. 2 Millimeter / Tenor bis ca. 3 Millimeter...). In diesem Bereich verändert sich die Intonation in vertretbarem Rahmen. Größere Abstände führen dazu, dass die Oktaven in sich unrein werden und ein sauberes Spiel nicht mehr gewährleistet ist.
Auch hier gilt: Eine gute Finger- und Atemtechnik ist das A und O! Gaumen- und Zungenposition, sowie die Zahnstellung beeinflussen die Ansprache.
Versuchen Sie eine komfortable Daumenhaltung einzunehmen und schneiden Sie den Nagel kurz, damit das Daumenloch nicht beschädigt wird. Eine durch den Fingernagel beschädigte Daumenöffnung verschlechtert die Ansprache deutlich.
Achten Sie darauf, das Mundstück nicht zu tief in den Mund zu nehmen. Es sollte entspannt und nur leicht auf dem vorderen Bereich der Lippen liegen. Damit lässt sich das Hineinfließen von Speichel vermindern.
Eine gute Atmung erhält der Spieler, indem er das Zwerchfell aktiviert. Und eine wichtige Voraussetzung dafür ist eine gerade Körperhaltung.
Viele Menschen entdecken als Erstes die Welt der Musik mit einer Blockflöte. Deshalb gilt sie oft als „Anfängerinstrument“, da sofort schöne Töne erklingen und bald leichtere Stücke gespielt werden können. Doch ein Blick über den Tellerrand zeigt, dass dieses Instrument noch weit mehr bietet. Regelmäßiges und konzentriertes Üben führt zu einem hohen Niveau, welches der Blockflöte einen nicht unbedeutenden Platz in Konzertorchestern ermöglicht.
Empfehlenswert ist es, baldmöglichst in einer Gruppe zu musizieren. Das bereitet nicht nur mehr Freude, sondern eröffnet auch neue Dimensionen. Speziell das Spiel im Blockflötenensemble ist reizvoll, da sich Stücke mit unterschiedlicher Besetzung spielen lassen; das heißt, man muss nicht immer dasselbe Instrument und dieselbe Stimme übernehmen.
In gemischten Ensembles besteht die Möglichkeit, mit unterschiedlichen Musikrichtungen zu experimentieren. Neben der „braven klassischen Musik“ hat die Blockflöte in den letzten Jahrzehnten auch neuzeitliche Bereiche wie Jazz und moderne Musik erobert. So lösen zum Beispiel Pop-Songs, von einem Ensemble gespielt, immer wieder Erstaunen aus und zeigen, dass der Horizont der Blockflöte viel weiter ist, als man ahnt. Und auch dieses Instrument lässt sich notabene elektronisch verstärken, womit sich das Repertoire weiter ausdehnt.
Eine gerade Haltung und eine gleichmäßige Atmung mit kontrollierter Luftführung sind die Grundvoraussetzung für ein gutes Blockflötenspiel. Deshalb ist es von Vorteil, gerade zu stehen oder auf einem geeigneten Stuhl zu sitzen. Die aufrechte Haltung ermöglicht der Lunge das notwendige Atemvolumen. Die Luft sollte ungehindert von der Lunge in die Flöte strömen können. Ein hilfreicher Tipp: Vorne auf der Stuhlkante sitzen und die Füße flach auf den Boden stellen.
Richtiges Atmen muss trainiert werden. Die erste Regel lautet: Atme stets durch den Mund; das geht schneller und gezielter als durch die Nase. Zweitens sollte die Luft tief eingeatmet werden, so dass sich der Bauch nach außen wölbt. Heben sich die Schultern beim Einatmen, atmet man falsch! Zur Kontrolle lege man eine Hand auf den Bauch und die andere auf den Rücken (oder auch beidseitig an die Taille) – so kann gefühlt werden, ob richtig geatmet wird. Beim Ausatmen strömt die Luft langsam und gleichmäßig in die Flöte. Klingt der Ton »gerade«, stabil und ohne zu »wackeln«, bläst man richtig.
Die Zunge ist für die Artikulation, den Beginn und Schluss jedes Tones verantwortlich. Bestimmte »Zauberwörter« die man dabei unhörbar »flüstert«, helfen der Zunge bei der Artikulation: »dü dü« für kurze, abgesetzte Töne und "düh" für alle anderen. Weiter ist auch auf die Lippen zu achten. Sie umschließen sanft den Endbereich des Mundstückes. So wird die Flöte weder nass noch beißen Zähne ins Holz. Die Arme erhalten viel Spielraum; das heißt, die Ellenbogen »kleben« nicht am Körper.
Damit verschiedene Spieler zusammen musizieren können, werden heute die meisten Instrumente auf den international vereinbarten Kammerton a'= 442 Hertz gestimmt. Das bedeutet, dass der Ton a' bei allen gleich hoch klingt. Früher gab es keinen internationalen Kammerton und jeder Fürsten- oder Adels-Hof legte eine eigene Stimmung fest. Reisende Musiker mussten dann ihr Instrument umstimmen. Für die Blockflöte bedeutete dies, dass man verschiedene Mittelstücke anfertigen ließ. Manche Blockflöten sind auf 415 Hertz gestimmt. Diese etwas tiefere Stimmung eignet sich vor allem zum Spielen alter Musik.
Seit anfangs des 20. Jahrhunderts gibt es zwei unterschiedliche Griffweisen; die „deutsche“ und die „barocke“ (manchmal auch als „englische“ bezeichnet). Für die "deutsche Blockflöte" wird das vierte Loch größer und das fünfte kleiner gebohrt. Das ermöglicht, eine Tonleiter ohne Gabelgriffe zu spielen; man braucht immer nur einen Finger nach dem anderen abzuheben. Doch muss einbezogen werden, dass diese Vereinfachung gravierende Intonationsmängeln aufweist, sobald die Stammtonleiter des Instrumentes verlassen wird.
Bereits beim Ton Fis werden komplizierte Griffe notwendig, um noch eine saubere Intonation zu erhalten. Wichtigstes Unterscheidungsmerkmal ist der Ton F (Sopranflöte), der bei der deutschen Griffweise anfänglich einfacher zu greifen ist, gegenüber dem Gabelgriff der barocken Griffweise.
Bei der so genannten "barocken Blockflöte" sind unter anderem das vierte Loch kleiner und das fünfte größer. Damit klingt die Flöte bei „barocker Griffweise“ sauber. Diese Griffe haben Ähnlichkeit mit einer Gabel – deshalb bezeichnet man sie als Gabelgriffe. Loch sechs und sieben werden meistens doppelt gebohrt; so lassen sich die Halbtöne besser greifen.
Die »deutsche Blockflöte« und die »deutsche Griffweise« sind eine Erfindung des Instrumentenbauers Peter Harlan aus Markneukirchen. Er baute Flöten nach Originalinstrumenten aus der Barockzeit und stellte fest, dass man das Prinzip der Griffweise vereinfachen könnte. Dazu erweiterte er das vierte Loch und verkleinerte das fünfte. Mit weiteren Anpassungen erklang die Tonleiter nun ohne schwierigere Gabelgriffe.
Leider brachten diese Veränderungen auch Nachteile mit sich: Manche Halbtöne wurden »unsauber« (zum Beispiel das »fis«) und die unteren Halbtöne erfordern das Öffnen von halben Löchern, da keine Doppelbohrungen existierten. Selbst Harlan vertrat später den Standpunkt, dass diese Vereinfachung nicht ideal sei und empfahl die barocke Griffweise. Dennoch verbreitete sich die deutsche Blockflöte mit der einfacheren Grifftechnik weiter.
Die Lebensdauer von Blockflöten hängt sowohl vom Material, als auch von der Pflege und der Beanspruchung ab. Spielt man täglich etwa eine Viertelstunde und pflegt die Flöte gut, kann sie Jahrzehnte alt werden. Langes Spielen und schlechte Pflege verringern die Lebensdauer. Mehrheitlich konnten wir folgendes beobachten und feststellen: Dunklere Hölzer (Exoten) sind widerstandsfähiger als helle (einheimisch Sorten) und altern nicht so schnell. Weitere Informationen über Holzsorten >.
Klingt eine Blockflöte »heiser«, liegt dies meist am Kondenswasser, das sich im Windkanal angesammelt hat. Zum Durchblasen trennt man das Kopfstück vom Rest, schließt mit der flachen Hand das Labium und bläst den Windkanal kräftig frei. Durchblasvarianten >
Nach jedem Spiel braucht das Instrument Zeit, die aufgenommene Feuchtigkeit wieder abzugeben. Kann das nicht geschehen, fängt es an zu schimmeln. Zum Trocknen wischt man Kopf- und Griffstück mit dem Putzstab und einem fusselfreien Tuch vorsichtig aus und platziert die einzelnen Teile auf ein Kissen oder in den offenen Instrumentenkasten. Niemals aber trockne man eine Blockflöte auf einem Heizkörper! Bilder und Handhabung über das Trocknen >.
Blockflöten mögen robust aussehen, sind aber sehr empfindliche Instrumente, die mit Sorgfalt behandelt werden sollten. Hier einige Regeln, die dabei helfen:
Wärmen Sie in der kühleren Jahreszeit das Instrument mit den Händen etwas an; rasche Temperaturwechsel können zu Rissen und anderen Schäden führen. Achten Sie darauf, dass nichts in den Windkanal gelangt, das ihn verschmutzen oder verkleben könnte. Mit Vorteil reinigen Sie vor dem Spiel die Zähne. Speiseresten im Windkanal führen zu einem heiseren und dumpfen Klang. Auch vom Kaugummi kauen beim Spiel ist abzuraten, da das den Speichelfluss anregt.
Berühren Sie nie das Labium – also die Schneidekante, an der sich die Luft teilt. Schon kleine Verletzungen daran können die Klangqualität massiv beeinträchtigen oder eine Blockflöte sogar unspielbar machen (Bilder). Sollte eine Reinigung dieser Partie oder des Windkanals unvermeidlich sein, senden Sie das Instrument zu uns, damit wir es überholen.
Wenn sie die Blockflöte zusammensetzen oder zerlegen: Drehen Sie die Teile vorsichtig ineinander oder auseinander; ziehen oder zerren Sie nie, denn Kraftanwendung kann zu Rissen führen.
Keine andere Instrumentenfamilie hat so viele Mitglieder wie die der Blockflöte! Schon früh gab es verschieden große Instrumente. Michael Praetorius forderte die Blockflötenbauer auf, zu jedem Instrument noch ein Quartinstrument zu bauen, das vier Töne höher klingt. Die ganze »Familie« ordnete er nach Größe und Klang. Neben vielen Kompositionen für die Sopranblockflöte (die für die meisten das Einsteigerinstrument darstellt), gibt es auch eine große Zahl an Stücken für die Altblockflöte. Dieses Instrument wurde und wird sehr geschätzt – für das solistische Spiel ebenso wie für die Kammermusik. Ein großes Ensemble besteht heute mindestens aus fünf Vertretern der Blockflötenfamilie – Sopranino, Sopran, Alt, Tenor und Bass. Mit dieser Besetzung lässt sich erstaunlich musizieren – und zwar im ganzen Spektrum von barocken bis modernen Kompositionen.
Um Musikstücke vergangener Epochen spielen zu können, kam das Bedürfnis nach Originalinstrumenten auf. Die seltenen, noch vorhandenen historischen Instrumente waren meist in schlechtem, oft unspielbarem Zustand – und die wenigen gut erhaltenen unerschwinglich. So begannen um 1970 erste Holzblasinstrumentenmacher und interessierte Laien, in Museen und privaten Sammlungen alte Blockflöten zu vermessen, um sie originalgetreu nachzubauen. Das führte dazu, dass heute auf dem Markt erfreulicherweise etliche Modelle von namhaften, historischen Instrumentenbauern existieren. Zum Teil werden sie serienmäßig angeboten, zum Teil in kleinen Meisterbetrieben individuell auf Bestellung hergestellt.
Heinz Ammann ist als Musikinstrumentenbauer und Entwickler ein Ausnahmetalent. Seine analytische Vorgehensweise, die komplexen Berechnungen, sein ausgeprägtes Gespür für die Feinheiten gepaart mit handwerklichem Geschick und seine außergewöhnliche Präzision sind derart entwickelt, dass sich wieder und wieder bereits der Prototyp als verkaufsfertiges Meisterstück herausstellte. Und das nicht nur für Voice- und Barock-Blockflöten, sondern auch Barock-Oboen und selbst Violinen von Guarneri und Stradivari – alles Modelle, die zu den anspruchsvollsten und komplexesten Musikinstrumenten gehören.
Nach unseren Kenntnissen gibt es keinen Instrumentenbauer weltweit, der über 80 historische Blockflöten in verschiedensten Stimmungen akribischer und mit mehr Hingabe erforschte und nachbaute als Heinz Ammann! Seine Instrumente sprechen bis ins kleinste Detail von allerhöchster Handwerksgüte, die kaum überboten werden kann. Vom Windkanal über den Block, die Mensur, Tonlöcher, Außenform bis zur Oberfläche: Der Schweizer überlässt nichts dem Zufall. Und mehr noch: Seine Philosophie ist, dass man mehr tun muss, als nur Kopien nachzubauen, um das Gefühl für die Klangfarben einer Blockflöte zu bekommen. Es sei notwendig zu versuchen, sich in die damalige Welt zu versetzen um das soziale, gesellschaftliche und kulturelle Leben zu studieren.
Die Zuneigung zur Blockflöte entdeckte Heinz Ammann 1965, als er die Telemann-Sonaten von Frans Brüggen kaufte. 1968 trat er – mit einer Ausbildung als Innendekorateur – als Quereinsteiger in die Blockflötenbaufirma FEHR ein; damals in einem alten Weinbauernhaus an der Goethestrasse in Stäfa domiziliert. Nicht nur bei der Arbeit, sondern auch in seiner Freizeit beschäftigte er sich intensiv mit dem Bau von Blockflöten, erarbeitete sich als Autodidakt den gesamten Herstellungsprozess und unternahm unzählige Experimente. Sein Vorbild war Friedrich von Huene: ein Blockflötenbauer in den USA, der hervorragende Instrumente hergestellt und anhand von exakten Vermessungen originaler Barock-Instrumente detaillierte Pläne gezeichnet hatte.
Mitte der Siebziger Jahre begann Ammann selbst Blockflöten zu erforschen. Über diese Zeit sagte er: »Es waren aufregende Momente, drei Jahrhunderte alte Blockflöten der großen Bauer wie Stanesby, Bressan oder Denner in den Händen zu halten und selber spielen zu dürfen! Mit großer Ehrfurcht und Behutsamkeit näherte ich mich diesen Originalen und durfte etliche ausmessen. Leider gingen nicht alle Forscher so sorgfältig mit den historischen Kostbarkeiten um; manchen lag die "kommerzielle Ausschlachtung" mehr am Herzen als die Liebe zu Instrumenten. Das ist ja auch der Grund, weshalb heute diese "Quellen" kaum mehr zugänglich sind.«
Schnell erkannte man bei FEHR das große Potential des jungen Mannes: die Geschäftsleitung ernannte ihn zum Verantwortlichen der Intonationsabteilung und für Neuentwicklungen. Nicht zuletzt aus diesem Grund wurde FEHR zur renommiertesten Blockflötenbaufirma der damaligen Zeit. Die für ihren brillanten Klangcharakter bekannten Instrumente waren weit herum gefragt. Vom Erfolg verwöhnt, verpasste die Firma leider einen weitsichtigen Umgang mit den Finanzen und dem Personal. Das führte dazu, dass sich 1995 Ammann selbständig machte – nach 27 Jahren im Dienst, aber auch im Schatten von »H.C. FEHR Blockflötenbau«.
In seinem kleinen Musikinstrumentenbau-Atelier in Wollerau entwarf er eine neue Produkt-Linie mit dem klangvollen Namen »MARSYAS«. Ende der Neunzigerjahre entstand die Zusammenarbeit mit der Schaffhauser Firma »KÜNG Blockflötenbau« – sie war für die Produktion der neuen Blockflötenserie zuständig, Ammann für die Intonation. 2004 zog sich Heinz Ammann aus dem Gemeinschaftsprojekt zurück.
In den folgenden Jahren entwickelte er mit Christoph Trescher (der damals bei KÜNG Marsyas-Flöten intonierte und ebenfalls als erfahrener Einzelbauer gilt) den Nachbau historischer Sopran- und Altblockflöten von Johann Heitz: Eine Instrumentenserie mit moderatem Preis für professionelle SpielerInnen. Und mit diesen beiden Blockflötenbauern entstand ab 2004 für uns eine äußerst fruchtbare Zusammenarbeit, die zu markanten Qualitätsverbesserungen und neuen Modellen führte. Heinz Ammann überarbeitete mit seinem ausgesprochenen Sinn für Ästhetik auch die Außenformen der HUBER-Kollektion und verlieh ihnen damit ein zeitloses Design.
Bereits in den Neunzigerjahren entdeckte Ammann eine weitere Leidenschaft: Den Nachbau berühmter Violinen aus dem italienischen Cremona. Doch erst nach der Jahrtausendwende konnte er sich diesem Gebiet vermehrt zuwenden. Neben den bekannten »Stars« wie Stradivari und Guarneri del Gesù eroberte dann auch die bemerkenswerte Geigenbaudynastie der Amati sein Herz.
Wir alle bei HUBER werden Heinz Ammann für seine freie Mitarbeit und seinen unermüdlichen Einsatz (beides stellte er uns weit über seine Pensionierung hinaus zur Verfügung) immer dankbar sein. Das Zusammentreffen mit ihm gehört zu den glanzvollsten Sternstunden für unsere Firma und wir wünschen diesem genialen und doch stets bescheidenen Musikinstrumentenbauer in seinem Ruhestand noch möglichst viele inspirierende und erfüllende Jahre.
Für die Wiedergabe alter Musik werden heute Blockflöten nach historischen Mustern aus Museen nachgebaut. Bekannte Namen sind:
Peter Bressan (1663-1731)
Einer der wichtigsten Barock-Instrumentenbauer. Peter Bressan wurde 1663 in Bourg-en-Bresse, Frankreich und als Pierre Jaillard getauft. 1678 erlernte er während zwei Jahren das Handwerk des Drechselns in Bourg. Mit 25 Jahren ließ er sich 1688 in England nieder und nannte sich Peter Bressan. Bereits 1695 galt er als einer der führenden Flöten- und Oboenhersteller.
Bressans Instrumente wurden sowohl von Amateuren wie auch Profimusikern gespielt. Etwa 60 seiner Blockflöten sind in Museen erhalten und wurden von zahlreichen modernen Instrumentenbauern als Vorlage für historische Kopien verwendet.
Blockflöten-Virtuosen schätzen die Bressan-Instrumente heute nicht zuletzt wegen ihres sanften, leuchtenden und leicht »scharfen« Timbres, aber auch wegen ihrer flexiblen Spieltechnik. Eine Londoner-Zeitung berichtete am 6. Mai 1731, Bressan’s Tod in Tournai und bezeichnete ihn als »diesen berühmten Flötenbau-Künstler«.
Johann Christoph Denner (1655 – 1707)
Wurde in Leipzig geboren und kam mit 11 Jahren nach Nürnberg. Er absolvierte eine Lehre als Horn-Drechsler bei seinem Vater. Später begann er, seine eigenen Holzblasinstrumente zu bauen. 1697 wurde ihm – zusammen mit Johann Schell – das Recht verliehen, „französische Musikinstrumente herzustellen; vor allem Oboen und Blockflöten. Seine zwei Söhne – Jacob (1681-1735) ) und Johann David (1691-1764) erlernten beide das Handwerk des Instrumentenbaues von ihrem Vater.
Johann Christoph Denner starb 1707 in Nürnberg. Er war bereits zu Lebzeiten ein vermögender und angesehener Mann. Etwa 80 Holzblasinstrumente sind erhalten geblieben, die das Signet "I.C. Denner“ tragen. Die Hälfte davon sind Blockflöten. Sie weisen meisterhafte Drechselarbeiten im Kopf- und Fußbereich auf und sind für ihren exzellenten Ton und hervorragende Stimmung berühmt.
Die Hotteterre Dynastie
Die Hotteterres waren eine bekannte Familie von Instrumentenbauern, Spielern und Komponisten aus der Stadt „La Couture Boussey“ in der französischen Normandie. Elf Familienmitglieder waren zwischen 1651 und 1747 am französischen Hof als Musiker angestellt. Der Autor des wichtigen „Traktat über das Spielen von Barockflöten und Oboen“ war Jacques Hotteterre. Er lebte von 1674 bis 1763. Seine Instrumente tragen das Zeichen eines Ankers unter seinem Namen. Wahrscheinlich hörte er um 1720 auf, selber Instrumente zu bauen.
Zwei weitere bedeutsame Hotteterre-Werkstätten waren: 1.) Nicolas Hotteterre (1637 bis 1694; sein Markenzeichen war ein sechsstrahliger Stern über dem Namen N/ Hotteterre. 2.) Louis Hotteterre; sein Zeichen zeigt eine Lilie über dem Namen L/ Hotteterre. Etwa 20 Instrumente mit den Signaturen der Hotteterres überlebten; Alt-, Tenor und Bass-Blockflöten, Traversflöten und eine Oboe. Zwei Blockflöten sind heute im „Musée de la Musique“ in Paris zu besichtigen und eine gehört zur Sammlung Frans Brüggen in Amsterdam.
Hieronymus F. Kynsecker
Er lebte von 1636 bis 1686 und wirkte als Instrumentenmacher in Nürnberg.
Im dortigen „Germanischen Nationalmuseum“ sind etliche Blockflöten aus seiner Werkstatt zu sehen. Einige von ihnen dienten heutigen Instrumentenbauern als Modell für verschiedene historische Nachbauten; zum Beispiel Moeck und Mollenhauer. Diese Kopien der Kynsecker-Flöten werden besonders für die Interpretation frühbarocker Musik geschätzt.
Jean Jacques Rippert
wanderte wahrscheinlich von Deutschland nach Paris aus. Sein Geburtsjahr ist unbekannt; sein Sterbejahr war 1716. Er war ein berühmter Zeitgenosse von Hotteterre und Pierre Naust. Als ein Musikinstrumentenmacher der ersten Generation von Barockblockflöten baute er weit herum begehrte Instrumente, die zu den Besten seiner Zeit zählten. Etwa 30 Instrumente sind von ihm erhalten geblieben (darunter 22 Blockflöten) und zeugen von seiner hohen handwerklichen Kunst. Als Markenzeigen verwendete er einen stilisierten Delphin über seinem Namenszug.
Rottenburg
Die Rottenburg-Familie kam wahrscheinlich ursprünglich aus Salzburg, Österreich. Sie waren auf dem belgischen Markt führende Anbieter von verschiedenen Holzblasinstrumenten. Jean-Hyacinth Rottenburg (1672-1756) stellte Blockflöten, Oboen, Fagotte, Violinen und Cellos her. Sein Sohn Godfroid-Adrien Rottenburg (1703-1768) trat in den Fußspuren seines Vaters. Einige der 80 noch erhaltenen Instrumente sind von besonders guter Qualität und noch immer leicht zu spielen. Mehrere Exemplare können im „Museum Preußischer Kulturbesitz“ in Berlin besichtigt werden.
Stanesby
Thomas Stanesby Senior (geboren 1668 in Morley Lyme/Derbyshire; gestorben 1734 in London) und sein Sohn Thomas Junior (geboren 1692 in London; gestorben 1754 in Brompton) lebten und arbeiten in London als Holzinstrumentenbauern. Ihre Instrumente gehörten zu den besten im England ihrer Zeit. Vater Stanesby wurde 1682 von Thomas Garrett in London ausgebildet. Nur etwa 6 Blockflöten sind von Stanesby Seniour erhalten geblieben, aber etwa 17 von Stanesby Junior. Ein Originalinstrument von ca. 1730 kann heute im „Museée Instrumental du Conservatoire National Supérieur de Musique“ in Paris besichtigt werden.
Steenbergen
Jan Steenbergen ( wurde 1676 in Amsterdam geboren, wo er auch 1752 starb. Er fertigte als Holzblasinstrumentenbauer vor allem Oboen und Blockflöten an. Mehrere Sopran- und Altinstrumente überlebten in Museumssammlungen. Als historische Vorlagen dienten sie etlichen modernen Instrumentenbauern für neue Blockflöten. So bietet zum Beispiel die Firma Moeck Steenbergen-Flöten an, die nach Originalen aus der Sammlung Frans Brüggen konstruiert wurden.
Van Aardenberg, Abraham (Amsterdam, 1672 – 1717)
Anciuti Johann Maria (Mailand, c. 1720)
Bauer, Andreas (1678 – 1717)
Bauer, Johann Gottfried (1721)
Beukers, Jan Barend (Amsterdam, 1737 – 1816)
Beukers, Willem
Bizey, Charles (1716 – 1752)
Boekhout, Thomas (Amsterdam, 1666 – 1715)
Borkens, Philip (1693 – ca. 1765)
Bradbury Joseph, London (1684)
Carandet (France, c. 1720)
Christiani, Johannes (1745 – 1816)
Debey (Frühes 18 Jahrhundert)
Delusse, C. (Paris, c. 1750)
Dupius (um 1692)
Eerens, F. (1. Hälfte des 18 Jahrhundert)
Eichentopf, Johann Heinrich (Nürnberg, 1686 – 1769)
Gahn, Johann Benedikt (Nürnberg, 1674 – 1711)
Grundmann, Jakob Friedrich (1727 – 1800)
Haka, Richard (London, Amsterdam, 1646 – 1705)
Hallett, Benjamin (ca. 1712 – ca. 1753)
Van Hallum, Klaas (2. Hälfte des 18. Jahrhundert)
Heitz, Johann (1672 – 1737)
Hemsing (18. Jahrhundert)
Van Herde, Albertus (Amsterdam, 1674)
Van Herde, Jan (Amsterdam, 1704 – 1750)
Van Herde, Jan Jurriansz (Amsterdam, 1638 – 1691)
Heywitz, Johann Heinrich (c. 1723)
De Jager, Frederik (c. 1685)
De Jager, Jan (1658 – 1692)
Van de Knikker, Johannes (1731 -1815)
Meisenbach, Johann Friedrich (1726-1754)
Meisenbach, Wendelin (1684 – 1761)
Naust, Pierre (um 1660 – c. 1709)
Noack, Christian (? – 1724)
Neale, J. (Dublin, c. 1730)
Oberlender, Johann Wilhelm (Nürnberg, c. 1735)
Palanca Carlo
Parent, Michiel (1663 -1710)
Pfeifer, Heinrich (Pfeiffer) (1680 – 1719)
Poerschman, Johann (vor 1708 – nach 1766)
Reich, B.
Richters, Frederik (1694 -1770)
Richters, Hendrik (1683 – 1727)
Rijkel, Coenraad (1664 – 1710)
Roosen, I (Amsterdam, c. 1700)
Sattler, Johann Cornelius (1718 bis nach 1745)
Scheinhardt, Christoph Stephan (vor 1697 – 1720)
Scheinhardt, Gottlieb (vor 1701 – 1742)
Schell, Johann (1660 – 1732)
Staub, Nikolaus (1664 – 1734)
Schlegel, Christian (Basel, 1667 – 1746)
Schlegel, Jeremias (Basel, 1730 – 1792)
Terton, Engelbert (Amsterdam, 1676 – 1752)
Familie Walch
Winje, Robert (1698 – 1774)
Winje, Willem (18. Jahrhundert)
Zick, Johann Georg (1678 – 1733)
- Weite und zylindrische Bohrung
- Ein- oder zweiteilig
- Keine Doppellöcher und größere Lochbohrungen
- Weicher, grundtöniger Klang
- begrenzter Tonumfang (eineinhalb Oktaven)
- Konische Bohrung (Verengung Richtung Fußstück)
- heller Klang
- Größerer Tonumfang (2 bis 2,5 Oktaven)
Schon in prähistorischen Zeiten bauten Menschen Flöteninstrumente. Die älteste bekannte Flöte stammt aus Baden-Württemberg. Archäologen um Nicholas Conard von der Universität Tübingen haben in einer Höhle bei Ulm ein Instrument entdeckt. Diese sauber pentatonisch gestimmte Flöte wurde aus einem Flügelknochen eines Gänsegeiers hergestellt und ist ca. 35.000 Jahre alt. Auch in der chinesischen Provinz Henan fanden Archäologen rund 9'000 Jahre alte Knochenflöten. Einzelne lassen sich sogar noch spielen.
Die Längsflöte in der Gruppe der Schnabelflöten - bekannt unter »Nay« oder »Uffata« - existierte schon im alten Reich (2850 bis 2150 v. Chr.). Wann und auf welchem Weg die Flöte in den europäischen Raum gelangte ist nicht bekannt. Die Blockflöte war in Asien und Arabien schon lange als Volksinstrument verbreitet. Bildlich belegt ist sie bei uns erstmals im 11. Jahrhundert nach Christus in Frankreich.
Kernspaltflöten (zu denen auch die Blockflöte zählt) gab es bereits in der frühzeitlichen Folklore Süd- und Westeuropas.
Ebenso wie aus der frühesten Zeit sind auch aus dem Mittelalter keine Blockflöten erhalten. Doch aus einigen bildlichen Darstellungen lässt sich erahnen, wie die früheren Instrumente aussahen. Sie waren einteilig, von sehr einfacher Bauweise und besaßen vermutlich weniger Grifflöcher als die heutigen Blockflöten.
Die Ursprünge der Blockflöte sind also nicht genau bekannt. Jedoch liegen die Wurzeln der heutigen Form (mit sieben Grifflöchern vorne und einem Daumenloch hinten) im späteren Mittelalter.
Die Blockflöte veränderte im Laufe der Zeit nicht nur ihre Form, sondern erhielt in den verschiedenen Ländern auch unterschiedliche Namen. So nennt man sie in England seit dem 14. Jahrhundert »Recorder« und in Italien »Flauto« oder »Flauto dolce« (»süße Flöte«). In Frankreich heißt sie »Flûte à bec« oder »Flûte douce«, weil sie einen angenehmen, sanften Klang besitzt.
Im 13. Jahrhundert stellten die Erbauer bereits Blockflöten in verschiedenen Größen her. Vornehmlich wurde darauf lustige und vergnügte Musik gespielt, wohl meist Tanzmusik, die auch Adlige am Hofe unterhielt. Bald fand das Instrument aber auch bei Kunstmusikern Beachtung. In der Renaissancezeit (15. bis 16. Jahrhundert) erreichte die Blockflöte das Instrumentarium der Hofkapellen. Gleichzeitig lernten auch viele Bürger, sie zu spielen. Die Bauform veränderte sich weiter; nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich – so wurde zum Beispiel die Längsbohrung zum Fußteil hin verengt.
Das 16. Jahrhundert in Europa gereichte der Blockflöte zu einer Blütezeit; in Königshöfen, Fürstenschlössern und Bürgerhäusern genoss sie höchstes Ansehen. Das bezeugen nicht zuletzt umfangreiche Sammlungen, die der englische König Henry VIII, Raymond Fugger, die Stuttgarter Hofkapelle oder der österreichische Kaiser Maximilian anlegten.
Silvestro Ganassi verfasste 1535 die Flötenschule »La Fontegara«; ein Werk, das von hoher Kunstfertigkeit zeugt und noch heute Maßstäbe setzt. Früh experimentierten die Instrumentenbauer auch mit Blockflöten in verschiedenen Stimmlagen. Sie ermöglichten das Zusammenspiel im »Consort«. Von da weg existiert auch eine eigenständige Blockflötenliteratur (J.S. Bach, Händel, Telemann, Vivaldi usw.).
Bereits 1619 bildete Michael Praetorius in seiner »Syntagma musicum« neun Blockflötengrößen ab: vom Garklein bis zum Großbass! Im Lauf des 17. Jahrhunderts entwickelte sich die barocke Bauform der Blockflöte; äußerlich meist kunstvoll gedrechselt, dreiteilig und mit einer Innenbohrung, die sich nach unten verjüngt. Sie entstand aus dem Bedürfnis nach solistischerem Klang, erweitertem Tonumfang und besserer Spielbarkeit in entfernteren Tonarten. Die Stimmlage der Alt wurde bevorzugt. Berühmte Flötenbauer jener Zeit waren unter anderem Hotteterre in Paris, Denner in Nürnberg und Stanesby in London.
Im 17. und 18. Jahrhundert avancierte die Blockflöte dann zum »Modeinstrument«. Zu keiner anderen Zeit schrieben Komponisten so viele Stücke dafür wie im Barock. Auf der Beliebtheitsskala stand sie neben Violine und Cembalo auf Platz Nummer Eins. Die Instrumentenhersteller verzierten sie reich und bauten sie mehrteilig, damit sie für das Zusammenspiel gestimmt werden konnte.
Im 18. Jahrhundert wuchsen dann Orchester und Konzertsäle. Die Zeit virtuoser Musiker brach an: Sie waren Meister auf ihrem jeweiligen Instrument und berühmt für ihr außergewöhnliches Können. Zu Ihnen zählten zum Beispiel Mozart, oder Niccolò Paganini, der »teuflisch gut« Geige spielte. Mit ihnen kamen in der Mitte des 18. Jahrhunderts öffentliche Konzerte auf.
Und wie erging es da der Blockflöte? Weil sie vergleichsweise leise war und die großen Konzertsäle nicht mit ihrem Klang ausfüllen konnte, versuchte man sie zunächst baulich zu verändern. Doch alles nützte nichts – sie, die einst so Hochgeehrte – schaffte es nicht zu einem richtigen Konzertinstrument. An ihrer Stelle rückte die Querflöte ins Rampenlicht – die Virtuosen spielten Traversflöte und nicht Blockflöte. So verschwand sie klammheimlich aus dem Konzertleben, um noch eine Weile als Hausmusik-Instrument in bürgerlichen Kreisen ein bescheidenes Dasein zu fristen. Dann – in der Klassik und Romantik – geriet sie ganz in Vergessenheit. Kaum jemand wusste mehr, wie man mit diesem Instrument musiziert oder wie man es baut.
Aber ab 1910 fand ein Wiedererwachen statt. Arnold Dolmetsch in England und die deutsche Jugendbewegung weckten die Blockflöte im 20. Jahrhundert wieder aus dem Dornröschenschlaf. Dolmetsch baute zuerst Kopien aus der Renaissancezeit. Mitte der zwanziger Jahre entstand das Quartett aus Sopran in A, Alt in D, Tenor in A und Bass in D. Da diese Instrumente nur einen Tonumfang von etwa eineinhalb Oktaven aufwiesen, wurden sie noch nicht als vollwertige Instrumente akzeptiert. Die neue Blütezeit entstand erst mit dem Nachbau »barocker« Blockflöten in C- und F-Stimmung. Nun hielt das lang vergessene Instrument wieder Einzug in das Musikleben; zuerst in den Schulen und später als Solo- und Ensemble-Instrument.
Mit dieser Wiederentdeckung und dem Interesse an alter Musik brach für die Blockflöte eine neue Blütezeit an. Heute kann an Konzerten wieder die lange verstummte Musik von Telemann, Händel, Vivaldi oder Bach gehört werden. Selbst Werke des niederländischen Jacob van Eyck (1590 – 1657) werden aus ihrem jahrhundertealten Schlaf erweckt.
Bekannte Blockflötenvirtuosen spielen sowohl alte als auch neue Musik mit technischen Raffinessen. Um einige zu nennen: Franz Brüggen, Michaela Petri, Marion Verbruggen, Maurice Steger, Dorothee Oberlinger, Stefan Temmingh ...
Selbst ganze Festivals werden inzwischen mit mannigfaltiger Blockflötenmusik bestritten. Dieses so bescheiden wirkende und doch vielseitige Instrument hat erneut die große Bühne erobert – und es scheint, dass es auch in Zukunft noch viel zu bieten hat.